Selfmade-Speedtest Auswertung

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Wie man sich einen Bandbreiten-Speedtest selbst baut, habe ich vor ein paar Wochen hier beschrieben. Was dabei herauskommen kann, möchte ich in diesem Beitrag erläutern. Wie schon erwähnt ging es mir bei dieser Sache darum den LTE Zusatzanschluss meines neuen Telekom Hybrid-Anschlusses zu testen. An meinem Standort bekomme ich mit einem DSL Anschluss maximal 3/2 Mbit(Down/Up) und mit einem reinen LTE Anschluss maximal 16Mbit/s inklusive Begrenzung auf 30Gb Datenvolumen. Kabelanschlüsse existieren im Ort nicht und weitere DSL Anbieter (außer Reseller) ebenfalls nicht. Ich hatte also die Wahl zwischen Not und Elend. Um es sich nicht ganz mit der ländlichen Bevölkerung zu verscherzen, bastelte die Telekom an einem Angebot mit beiden Anschlüssen und einem faktischen Zwangsrouter der beide zusammenführt. Dies nennt sie Magenta Hybrid. Dabei läuft der Kunde in der Regel in erster Priorität weiter auf seinem lahmen DSL Anschluss. Sobald er allerdings größere Datenmengen abfragt schaltet sich automatisch der LTE Anschluss zu um den Bandbreitenhunger zu stillen. Dies geschieht ohne die Volumenbegrenzung eines reinen LTE Anschlusses aber mit der niedrigsten Rangfolge auf der LTE Funkzelle. Das wiederum bedeutet nichts anderes als das sich Hybridnutzer die Bandbreite teilen müssen, die übrig bleibt nachdem Smartphone und Fest-LTE Kunden ihren Bedarf gedeckt haben.

Deswegen stellte sich mir die Frage was in der Realität herauskommt von den viel gepriesenen ,,bis zu 6Mbit/s DSL“ (2,8-3Mbit/s real DSL) + ,,bis zu 16Mbit/s  LTE (?? real LTE)“, welche im Idealfall 19Mbit/s Bandbreite ergeben.

Der Tarif hierfür heißt Magenta Hybrid S und besteht in meinem Fall aus einer RAM Annex J Leitung an GbE Infineon Port, die in der Regel mit folgender LTE Zelle kombiniert wird:

LTE ZelleDer Speedtest wurde vom 16.11.2015 bis 5.12.2015 im Stundenintervall durchgeführt. Die stündliche Downloadgeschwindigkeit wird durch die blaue Linie(linke y-Achse), die Latenz durch die orange Linie(rechte y-Achse) ausgedrückt. Dazu gesellen sich die Geraden der theoretischen kontinuierlichen DSL Geschwindigkeit (2,9Mbit/s) und das mit LTE angenommenen kombinierte praktische Maximum (16Mbit/s). Der Testserver steht beim Hoster Hetzner in Nürnberg und ist eigentlich (dazu am Ende mehr) gut angebunden.

Über drei Wochen ergibt sich hier werktäglich folgender Verlauf:

Woche 1

Woche 1

Hybridwoche2

Woche 2

Hybridwoche3

Woche 3

 

Auf dem Diagramm ist dabei ist gut zu erkennen wann die Zelle in die Knie geht. Zu sehen sind optimale Werte über 16Mbit/s und unterhalb der 3Mbit/s der DSL Leitung. Zu Letzteren existiert aber wie schon angedeutet, noch ein anderes Problem auf das ich am Ende des Beitrags noch kurz eingehen werde.

Im Großen und Ganzen entsprechen die Werte aber dem Prognoseverhalten überwiegend erwerbstätiger Nutzer.

Nachts und in den frühen Morgenstunden kann die Bandbreite häufig voll ausgefahren werden. Während es – mit Ausnahme einiger Einbrüche um die Mittagszeit – am späten Nachmittag bis zum späten Abend zu einem Engpass kommt. In dieser Zeit dürften auch die meisten Nutzer der Zelle online sein. Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch die Steigerung der Latenzzeit mit massiv abnehmender Bandbreite. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass die Hardware der Zelle voll ausgelastet ist oder nachgeschaltete Verbindungswege ebenfalls überlastet sind. Grundsätzlich entspricht dieser Verlauf jedoch einer allgemein anzunehmenden Erwartungshaltung.

An den Wochenenden ergibt sich aufgrund des geänderten Nutzerverhaltens ein etwas anderes Bild:

Wochenende 1

Wochenende 1

Hybridwochenende2

Wochenende 2

Hybridwochenende3

Wochenende 3

Hier ist deutlich zu erkennen, dass viele Nutzer ganztags ihren Anschluss nutzen und dementsprechend die Zelle gut ausgelastet ist. Auffällig sind hingegen höhere Bandbreiten an einigen Tagen im Vergleich zu anderen. Die vorliegenden Daten sind für eine Begründung nicht hinreichend, doch könnte hypothetisch das Wetter (Regen oder Sonnenschein) sich hier mit auf das Surfverhalten auswirken. Zudem zeigt sich auch am Wochenende eine erhöhte Latenzzeit bei den niedrigsten Bitraten.

 

Wie ich schon darauf hingewiesen habe, tauchen in meiner Auswertung häufig Bitraten unter dem Niveau der verfügbaren DSL Bandbreite auf. Auf den ersten Blick erweckt dies den Eindruck als sei auch die Kapazität des Glasfaserkabels zur Vermittlungsstelle in Stoßzeiten erschöpft (was nicht unmöglich ist). Nach einigen Diskussionen im Forum von onlinekosten.de bin jedoch zu der Erkenntnis gelangt, dass die Telekom nicht nur auf der Seite der Endkunden Drosselungsmechanismen einsetzt oder den Infrastrukturausbau unterlässt. Unter dem Stichwort Netzneutralität wird immer wieder die Problematik vor Augen geführt, dass gewisse Webdienste nicht von allen Netzbetreibern gleichbehandelt werden. Hierbei steht auch (und vor allem) die Telekom in der Kritik, den Zugang zu gewissen Diensten nicht angemessen auszubauen. Dazu zählen auch die Rechenzentren von Hetzner. Es existiert somit also ein zusätzlicher Engpass auf der Anbieterseite.

Deshalb überlege ich gerade ob ich meinen Speedtestskript auf den WebDAV Zugang des Telekom Mediencenters anpasse. Dies würde eine der wenigen kostengünstigen Möglichkeiten darstellen genauere Werte zu erhalten.